Ich habe mich aber dazu entschlossen einen neuen Thread zu eröffnen, da ich die Information für sehr wichtig halte.
Ich hatte in dem obigen Beitrag "bemängelt", dass die Berechnung der Leitungen gemäß Spannungsfall mit einem Wert von 56 für Kappa berechnet wird, denn in der Meisterschule lerne ich gerade einen Wert von 49,22 (bzw. 49,12 wegen Rundungstoleranzen) zu benutzen.
Folgendes wäre eigentlich meine Antwort in dem obigen Beitrag, daher möchte ich mich für eventuelles, unzusammenhängendes Geschwafel entschuldigen.
Nun zur Aufklärung, ich habe mit meinem Dozenten eine lange Diskussion geführt und folgenden Text verfasst, der (ich habe ihn meiner Frau vorgelesen und sie hat es verstanden) leicht zu verstehen ist und hoffentlich keine Fragen offen lässt. Ich bin aber für jegliches Feedback offen!Wenn man als Planungsgrundlage für eine Anlage einen Wert von 56 für Kappa annimmt, dann plant man eine Anlage, die bei 20°C Leitertemperatur liegt.
Allerdings dient als Richtwert für Umgebungstemperaturen in Wohnungen schon 25°C und für Industrie 30°C bei Maschinen und Leistungstrafos sogar 40°C.
Würden wir also die Anlage bei 20°C planen, dann müsste die Leitertemperatur unter der Raumtemperatur liegen, was schon fast unmöglich scheint, sollten wir uns an den Raumtemperaturen orientieren.
Da wir alle wissen, dass sich die Temperatur der Leiter mit Stromdurchfluss erwärmt, müssten wir dann noch zusätzlich annehmen, dass die Anlage auch noch unbelastet ist. Sobald nur irgend einer einen Toaster einschaltet, so stimmt der Wert gar nicht mehr.
Natürlich kann man sagen, gerechnet mit Kappa bei 20° und einem Ergebnis von 2,5 qmm entscheidet man sich gemäß EnEV für 4qmm, aber das trifft einen beim Anschluss einer Steckdose dann ziemlich hart, denn jeden einzelnen Leiter anzuspitzen, damit er an der Steckdose angeschlossen werden darf ist schon ziemlich aufwändig und nicht so wirklich erlaubt.
Aus diesem Grunde wurde in DIN VDE 0100-600 für Erst- und wiederkehrende Prüfungen im Anhang D 55°C als mittlere Leitertemperatur in einer Tabelle zur Beurteilung des Spannungsfalls angegeben.
Diese sollte somit auch als Referenz gelten, wenn man Anlagen plant.
Es ist einem natürlich freigestellt ob man die Anlage bei 55°C, 25°C, 30°C usw. plant, aber da es immer einfacher ist zu sagen:
"In DIN VDE 0100-600 ist eine mittlere Leitertemperatur von 55°C angegeben und wird als Planungsgrundlage verwendet."
Als das man sagt:
"Ihre Anlage wurde bei 20°C geplant, also benutzen sie bitte keine Geräte, halten ihre Wohnung im Sommer recht kühl und vermeiden bitte das Heizen im Winter."
Oder:
"Weil ich der Meinung bin, dass sich die Leiter nie stärker erwärmen als 30°C ist ihre Anlage auch dafür ausgelegt."
Natürlich ist NYM bis zu einer Temperatur von 70°C Leitertemperatur in Dauerlast zulässig, somit könnte man die Anlage auch unter dem Gesichtspunkt der Vollast planen, aber auch dann ist der Wert von Kappa bei 20°C entsprechen anzupassen und mit 46,6 (bei 70°C) zu rechnen.
Als Faustformel kann man eine Änderung von Kappa mit 4% pro 10 Kelvin rechnen (es sind eigentlich 3,93 % aber VDE erlaubt die Rundung auf 4%)